Presse-Artikel
Schon wieder ist eine Theatersaison vorüber!
(Waldbote 02.08.2019)
Mit einem gigantischen Feuerwerk am wolkenlosen Abendhimmel hat
das Laienschauspiel Mainhardter Wald e.V. die 5. Spielsaison vom „Aufstand im Mainhardter Wald – von Rebellen zu Räubern“ am 05.07.19 erfolgreich beendet. Wie in den Jahren zuvor waren alle 6 Aufführungen bereits vor der Premiere restlos ausverkauft! Die Reaktionen der Besucher beweisen immer wieder, dass dieses historische Freilicht-Stationentheater in dem einzigartigen Ambiente auf dem Gögelhof zusammen mit den hervorragenden schauspielerischen Leistungen des
Ensembles etwas ganz Besonderes darstellt. Und auch in diesem Sommer hat sich Petrus wieder als wahrer Freilichttheater-Freund gezeigt!
Vor der Premiere am 21.06.19 saß das Publikum bereits in Regenkleidung und auf-gespannten Schirmen bei leichtem Dauerregen vor der Hauptbühne. Mit dem 3. Gongschlag um 20.10 Uhr hörte der Regen schlagartig auf, die Schirme wurden zugeklappt und die Zuschauer und Mitwirkenden erlebten eine wunderschöne, regenfreie Premiere. Ab diesem Zeitpunkt wurden Schirme nur noch als Sonnenschutz gebraucht, da die Sonne ab diesem Zeitpunkt Publikum und Akteuren mächtig einheizte.
Dies haben vor allem auch die Mitwirkenden vom Kinderstück „Schneeweißchen und Rosenrot“ zu spüren bekommen: 15 Tanz- und Gesangskinder mit Musiker, 11 Sprechrollen und
12 Beteiligte vor und hinter der Bühne. In der Woche vom 24. bis 27.06.19 wurde jeden Abend ab 18.00 Uhr bei Temperaturen von über 30 Grad in voller Abendsonne und mit Kostüm geprobt.
Fleißige Helfer haben die Bühne mit Pavillons beschattet, um die Proben einigermaßen erträglich zu machen. Dies kam vor allem unserem Bär-Darsteller in seinem Ganzkörperfell zugute.
Bis zu seinem Auftritt wurde das Kostüm im Kühlwagen zum „Eisbären“ gemacht. Doch der Lohn für die harte Probenzeit waren drei begeisternde Aufführungen vor insgesamt 1000 Kindern und Erwachsenen. Allein die Vormittagsaufführung am 05.07.19 besuchten 390 Kindergarten- und Grundschulkinder mit ihren Begleitpersonen.
Und im nächsten Jahr gibt’s nochmals die Geschichte von „Schneeweißchen und Rosenrot“. Alle freuen sich schon darauf, ganz besonders der Bär!
Doch bevor die Vorbereitungen für 2020 beginnen, bedanken wir uns ganz herzlich bei allen, die zu dieser grandiosen Theatersaison 2019 beigetragen haben: Bei unseren Besuchern, Freunden und Gönnern, unseren Mitgliedern, dem gesamten Schauspiel-Ensemble, den Mitwirkenden hinter der Bühne, bei unserer Musikgruppe „Gmender Geigerla“, der EVT Licht- und Tontechnik, bei den Landfrauen Ammertsweiler, der Gesamtfeuerwehr, dem DRK
und natürlich bei der Gemeinde Mainhardt sowie bei der katholischen Kirche Mainhardt für die Bereitstellung des Probenraums. Unseren großen Dank richten wir an die Vorverkaufsstellen Kübler in Mainhardt und HT-Shop in Schwäbisch Hall. Ein besonderes Dankeschön geht an die Ticketshops der Hohenloher Zeitung in Öhringen, Künzelsau und Heilbronn, die erstmalig in diesem Jahr den Vorverkauf im Hohelohekreis und im Heilbronner Gebiet übernommen haben sowie an das Kulturamt Murrhardt für den Vorverkauf im Rems-Murr-Gebiet.
Sobald die Aufführungstermine für 2020 mit den hiesigen Vereinen abgestimmt sind, werden die
Termine bekannt gegeben. Denn: Nach dem Theater ist vor dem Theater!
Das Laienschauspiel Mainhardter Wald e.V. wünscht eine erholsame Sommerpause!
Stücke nach historischen Begebenheiten
Laienschauspiel hat Entstehungsgeschichte von Räuberbanden im Blick – Einer der Darsteller ist der Weissacher Martin Schieber
Von Claudia Ackermann (Backnanger Kreiszeitung)
Erstellt: 3. Mai 2019
Rebellische Bauern machen den Mainhardter Wald unsicher. Rund 100 Darsteller aus weitem Umkreis wirken an dem Freilichtspektakel mit, das die Besucher zu wahren Begebenheiten in die Mitte des 18. Jahrhunderts entführt. Auf einer Wiese beim Gögelhof mit mehreren Bühnen wird das Theaterstück „Aufstand im Mainhardter Wald – Von Rebellen zu Räubern“ gespielt. Mit dabei: Martin Schieber aus Weissach.
MAINHARDT/WEISSACH IM TAL. Martin Schieber lebt in Weissach im Tal und seine Passion ist das Theaterspielen. Früher hat der gebürtige Backnanger bei kleinen Laienschauspielgruppen mitgewirkt. Von Wolfgang Truckenmüller, der Autor der historischen Stücke und Vorsitzender des Vereins Laienschauspiel Mainhardter Wald ist, erfuhr er von dem Freilichttheater, das auf einer Wiese bei Mainhardt-Ammertsweiler stattfindet. Martin Schieber hat zehn Jahre lang in Mainhardt gewohnt. Noch heute gehört er der Mainhardter Laienschauspielgruppe an.
Schon beim ersten Stück „Die Räuber vom Mainhardter Wald“, das von 2004 bis 2014 erfolgreich gespielt wurde, hatte Martin Schieber als „Gögelstrobel“ eine Hauptrolle. Wolfgang Truckenmüller schreibt die Stücke nach historischen Begebenheiten in Zusammenarbeit mit der Archivarin Heike Krause, die unter anderem im Hohenloher Zentralarchiv Neuenstein recherchierte. Dort stieß sie auf historische Fakten, die seither noch nie öffentlich thematisiert worden sind.
Kostüme und Requisiten lassen die Zeit um das Jahr 1750 wieder lebendig werden. Für Furore sorgte jedes Mal der Auftritt von Otto Müller aus Sulzbach, der mit seiner gelben Zweispänner-Postkutsche auf das Spielgelände preschte, erinnert sich der Autor. Das wird nun nicht mehr so sein: Otto Müller ist im Dezember 2018 im Alter von 85 Jahren bei einer privaten Ausfahrt zwischen Hörschhof und Murrhardt-Waltersberg mit seiner Kutsche tödlich verunglückt.
Im ersten Stück trieben die Räuber auch bei Oppenweiler oder Murrhardt ihr Unwesen. Seit 2015 erzählt das Theater mit „Aufstand im Mainhardter Wald“ die Entstehungsgeschichte der Räuberbanden. Die Handlung spielt im Jahr 1742. Das bis dahin protestantische Fürstenhaus Hohenlohe-Pfedelbach wurde katholisch. Fürst Joseph führt ein verschwenderisches Leben, während die Untertanen unter den zunehmenden Abgaben und Frondiensten schwer zu leiden haben. Es ist die pure Not, die die Menschen in den Weilern und Höfen rund um Mainhardt zu Rebellen werden lässt…
Hauptbühne steht beim Wirtshaus, eine andere an einem Fürstenfass
Das Stück spielt in neun Szenen auf der Wiese mit herrlichem Blick auf den Mainhardter Wald und das Brettachtal. Die Hauptbühne stellt das Wirtshaus Laukenmühle dar, wo sich die Aufständischen treffen. Eine andere Bühne steht an einem großen „Fürstenfass“. Hier tummeln sich die Adligen bei ihren Gelagen. Eine kleinere hölzerne Spielstätte ist das Haus des Bauern Heinold, gespielt von Martin Schieber, dem die Musketiere alles abgenommen haben. In einer weiteren Rolle stellt er einen Untertanen dar, der die Ungerechtigkeit hasst.
Die Besucher werden zu Stationen auf der Wiese geführt, etwa zu den Waschweibern in historischen Kostümen. Sogar ein kleiner, eingezäunter Friedhof mit Gedenksteinen und Kreuzen wurde auf dem Gelände errichtet. Ein Akkordeonspieler aus Weinstadt begleitet die Besucher von Station zu Station und die Gruppe Gmender Geigerla entführt mit Musik in jene längst vergangene Zeit.
Groß ist das Spektakel in einer Schlachtszene, in der Musketiere und Bürger aufeinandertreffen. Rund sechzig Mitwirkende sind an dieser Szene beteiligt – Männer, Frauen und Kinder. Das jüngste ist zwei Jahre, der älteste Darsteller über 80 Jahre alt. Verschiedene Szenarien laufen parallel in der turbulenten Schlacht ab. Schon bei den Proben ist das eine große Herausforderung, alles zu koordinieren, weiß Angelika Tröster, die Regie führt. Seit Februar wurde für diese Spielsaison in einem katholischen Gemeindehaus geübt. Jetzt geht es zum Proben wieder hinaus auf die „Spielwiese“. Requisiten wie etwa eine große Sänfte für den Fürsten, alte Waschzuber oder Leiterwagen wurden über den Winter in kleinen Hütten bei der Spielstätte gelagert. Dort hat man zudem eigens einen hölzernen Turm für die Technik errichtet. Zu den rund 100 Darstellern arbeiten noch 40 ehrenamtliche Helfer hinter den Kulissen mit. Bei den sechs Aufführungen werden einige Bänke und Obstkisten als Sitzgelegenheiten aufgebaut. Klappstühle können mitgebracht werden. Die Landfrauen Ammertsweiler sorgen für rustikale Bewirtung. Zudem bietet die Schauspielgruppe das Kinderstück „Schneeweißchen und Rosenrot“.
Aufführungen des Stücks „Aufstand im Mainhardter Wald“ finden am 21. und 22. sowie 28. und 29. Juni statt. Weitere Vorstellungen sind am 5. und 6. Juli. Spielbeginn ist jeweils um 20.10 Uhr, Einlass ist um 19.15 Uhr. Eine Abendkasse gibt es nicht. Karten im Vorverkauf sind beim Kulturamt Murrhardt erhältlich
oder im Internet unter der Adresse www.laienschauspiel-mainhardt.de.
Wie aus Rebellen die Räuber werden
- Haller Tagblatt
- Von Oliver Färber
Das Mainhardter Laienschauspiel hat bei seiner Premiere der Saison 2019 ein großes Publikum auf der Wiese beim Gögelhof.
Ein beliebtes Accessoire der Besucher am Freitagabend auf dem Gögelhof gehört normalerweise nicht zu einem normalen Theaterbesuch: der Klappstuhl. Doch was das Mainhardter Laienschauspiel dort präsentiert, ist auch kein gewöhnliches Stück und keine konventionelle Darbietung. Wer zum ersten Mal auf die Theaterwiese kommt, merkt es schnell. „Aufstand im Mainhardter Wald“ist eine Geschichtsstunde – oder genauer gesagt drei Geschichtsstunden, die Kurzweil bieten und dank mehrerer Bühnen, zu denen die Zuschauer den Schauspielern nach und nach folgen, ein besonderes Erlebnis.
Elmar Hielscher lange kein schmerzerfülltes Drama. Es ist der Wechsel der leichten, unbeschwerten Szenen, wie der Tratsch der Waschfrauen, und den schweren Momenten, welche die Auührung zum Genuss machen.
Und dazu die Detailverliebtheit: Vom Kind bis zum Greis stecken alle Darsteller in Kostümen. Auch Tiere haben ihren Auftritt: Esel und Ziegen spielen mit, und bei einer Bauernhofszene führt ein Musketier eine beschlagnahmte Kuh quer durchs Bühnenbild. Das liebe Vieh sorgt für Lacher, als die rot gescheckte Kuh mit lautem „Muuuhhh“einen Textbeitrag liefert.
Schaurige Momente
„Etwas gruselig war’s auch manchmal“, meint Zuschauer Elmar Hielscher. Der Murrhardter ist das erste Mal bei einer Auührung im Mainhardter Wald dabei. Ein Beispiel für ihn sind die Szenenübergänge. Dabei halten die Schauspieler in der letzten Bewegung inne, „frieren“ein. „Ein bisschen wie bei Madame Tussauds“, meint Hielscher mit einem Lächeln. Er zollt den Darstellern dafür Respekt. Auch dass am Ende des Stücks auf dem dunklen (Theater-)Friedhof Kerzen brennen, bereite Gänsehaut. Besonders lobt er auch die Beteiligten, die während des Stücks eher im Hintergrund geblieben sind: „Die Tontechniker haben gute Arbeit gemacht. Man hat immer alle verstanden, ohne dass es Rückkopplungen gegeben hat. “Eines habe er aber gelernt für den nächsten Besuch, den er auf jeden Fall plant: Dann werde er sich ganz sicher seinen eigenen Klappstuhl mitbringen.
Nix gelernt. Heute werden die Mainhardter wieder von einem Pfedelbacher beherrscht.